Die Historie der OFC Handballer

Hier gibt es einge Anekdoten aus längst vergangen Zeiten.

Die Chronik der OFC-Handballer, aus dem Buch "Kickers Offenbach - Die ersten Hundert Jahre"

JahrQualifikation via Südwestdeutsche MeisterschaftPlatzierung Deutsche MeisterschaftTurnierverlauf
1957VizemeisterAchtelfinalistOFC - Bayer Leverkusen 11:13
1958MeisterViertelfinalistSieg über THW Kiel 17:13
OFC - Bayer Leverkusen 13:14 n.V.
1959VizemeisterHalbfinalistSieg über
PSV Kiel 11:9
Frisch Auf Göppingen 12:10
Endstation: Bayer Leverkusen 7:21
1960Platz 3 (Quali über Trostrunde)AchtelfinalistOFC - Hamborn 07 11:14
1961VizemeisterAchtelfinalistOFC - TSV 1860 Anspach 11:15

Finale der Deutsche Meisterschaft 1961 zwischen TuS Lintfort und TSV 1860 Ansbach (16:15) vor 31.400 Zuschauerim Niederrhein-Stadion, wo heute RW Oberhausen spielt… Der OFC war im Achtelfinale an TSV 1860 Ansbach mit 11:15 gescheitert. zum Video

Aus dem Jubiläumsjahr des OFC 2001 ein Artikel des 2008 verstorbenen TV-Journalisten Herbert Kranz

Aus besseren Zeiten

Einstmals Hochburg – und heute? Im Jubiläumsjahr erinnert man sich auch der einstmals so erfolgreichen Handballer der Kickers, die in den Jahren 1955-1961 in der Geschichte des bundesdeutschen Handballs positive Schlagzeilen prägten und den Sport auf dem „Großen Feld” zum Markenartikel werden ließen.

Handball wird bei den Kickers seit über 50 Jahren gespielt und bereits in den Jahren 1928-1930 hatte die Abteilung einen guten Ruf im Hessenland und so klangvolle Namen wie Grimm, Rössner, Heyl, Bänglich und Renk waren die Garanten zum Anfangserfolg. Natürlich wird in jeder Rückschau keine lückenlose Darstellung aller möglich sein, aber sie waren schon damals Freunde und nur einige werden hier in der Erinnerung für alle Pate stehen.

Der 2. Weltkrieg riß große Lücken in die Reihen der Aktiven. Doch der Umstand der sportlichen Neuregelung durch die Amerikaner kam den Kickers zugute; in Offenbach gab es nur eine Handball-Lizenz und alle, alle kamen zum Bieberer Berg. Die damaligen Spitzenspieler der TG0,-Wiking-TVOBSC 99 und andere gründeten im November 1945 den 1. Offenbacher Handballclub, der dann Anfang des Jahres 1946 von Kickers Offenbach als Abteilung übernommen und vor allem positiv gefördert wurde. Hier erinnern wir uns gern der Namen, die den Feldhandball im Rhein-Main-Gebiet sportlich beherrschten und immer zur Spitze drängten.: Willi Durchholz, Franz Harff, Adolf Schaub, Willy Caeser, Georg Kuchenbrodt, Hans Holzinger, Heinz Thoma und Ernst Nothacker.

Mitte der 50er Jahre wollte man dann mehr an Leistung und Erfolg; man blickte ein bißchen mit Wehmut zum 8 Kilometer entfernt liegenden Handballdorf Dietzenbach mit seinen knapp 4000 Einwohnern. Seit dem Jahre 1951 wurde dort Handball großgeschrieben.

1955 war es dann soweit: Die OFC Handballer waren Südhessenmeister vor Dietzenbach geworden und trotz der verlorenen Südwestmeisterschaft in Neu-lsenburg vor 6000 Zuschauern gegen den Erzrivalen Dietzenbach (5:9) gelangten die Kickers in die Deutsche Endrunde. Doch Bayer Leverkusen war hier mit 12:14 der Stolperstein.

Willy Caesar, Adolf Schaub und Walter Beez waren die „Macher vom Bieberer Berg” und Ziel und Richtung waren genau abgesteckt. Sie ergänzten sich menschlich; und sportlich hatten sie selbst einmal Handball-Geschichte geschrieben.

Langsam und kontinuierlich das große Ziel vor Augen, wurde aufgebaut und verfeinert. Aus den Handball-Hochburgen Rüsselsheim, Dietzenbach, Ffm-Fechenheim, Ffm-Sachsenhausen u. Ffm-Bornheim wurden Verstärkungen geholt und das Optimale war erreicht, als Jakob Baum aus Ffm- Schwanheim als Spielertrainer zu den „Rot-Schwarzen” kam und zum „Opening” seinen Neffen Kurt Wiedemann – einer der besten Vollblutstürmer im Rhein-Main-Gebiet-gleich mitbrachte.

6000 begeisterte Zuschauer feierten mit den Kickers 57/58 in Langen die erste Südwestdeutsche Meisterschaft mit 14:11 über die favorisierten Dietzenbacher und der Kickers-Express dampfte weiter. Der Deutsche Meister TV Hassee Winterbek Kiel mußte auf den Berg; 8000 Zuschauer sahen den 19:12-Erfolg ihrer Offenbacher, die spielerisch die Kieler Sprotten förmlich verspeisten.
Die Offenbacher Kickers waren zu diesem Zeitpunkt der einzige deutsche Verein, der mit seiner Fußball- und Handballmannschaft in der obersten deutschen Spielklasse gleichzeitig positiv agierte. Trotz der 13:14-Niederlage gegen Bayer Leverkusen im Viertelfinale verließen die 13000 (!!!) Zuschauer den Bieberer Berg nicht entäuscht; hier hatte nur die Wurfkraft eines Robert Will und die Erfahrung der Chemiestädter die tatendurstigen Offenbacher scheitern lassen.

In den folgenden Jahren war in Kassel-Harleshausen der neue Kontrahent der Kickers entstanden, aber 1959 gelang den Mannen um Siggi Morgenroth der Vormarsch ins Halbfinale nach Erfolgen über Polizei Kiel (11:9) und den mehrfachen Deutschen Meister Frischauf Göppingen – wiederum vor über 8000 Zuschauern auf dem Bieberer Berg mit 11:8 Toren.

Zum dritten Mal scheiterte das OFC-Team an Leverkusen, diesmal mit 21:9 über Gebühr deutlich. In den nachfolgenden Jahren 1960 und 1961 kam man als Dritter in Südwest in die Runde der letzten 8, aber Hamborn und Ansbach waren hier Endstation. Eine erfolgreiche Ära neigte sich auf dem Bieberer Berg seinem Ende, von nun an gings bergab.

Diese Geschichte wäre unvollständig, würde man sich nicht in besonderer Aufmerksamkeit zwei Spieler stellvertretend für alle anderen, erinnern. „Siggi” Morgenroth, ein echter Offenbacher Bub, der das große Einmaleins des Handballs beherrschte.

Als der gute Geist der Aktiven, auch in schweren Stunden immer für alle da, 1961 seine aktive Laufbahn beendete, wurde er der erste Ehrenspielführer der OFC-Handballer. Als erfolgreicher Schiedsrichter und vor allem Trainer in Dietzenbach, Ober­Roden, Mainz-Mombach und einigen anderen Vereinen in Hessen stellte er sein Können und Wissen in den Dienst der Sache; nur im eigenen Handball-Lager tat er sich als Trainer und Betreuer schwerer als verdient. Franz Harff – weit über 50 Jahre alt – wurde 1975 zum Ehrenspielführer ernannt, ein Sportkamerad mit allen guten Eigenschaften ausgestattet und immer für die Kickers da, wann immer er gebraucht wurde; als Spieler, Trainer oder verdienstvolle Arbeit im Vorstand leistend.

Viele erfolgreiche und erlebnisreiche Reisen ins Ausland wie Frankreich, Holland die DDR und Luxemburg konnten den Tiefstand nicht aufhalten. Es „stagnierte” bei den Handballern auf dem Berg. Schwere Jahre, getragen mit dem Gedanken, die Abteilung ganz aufzulösen, verdunkelten das Handballgeschehen in Offenbach, obwohl neben dem Hallen-Bezirkstitel der Männer auch die Frauenmannschaften immer in der höchsten hessischen Klasse zu finden waren. Die Krönung war die Bezirksmeisterschaft.

Der Feldhandball, einst der Deutschen liebstes Kind – und als Erfinder hat man ja auch eine Verpflichtung – wurde abgewürgt und über den Oststaaten-Kleinfeldhandball ging man in die Halle. International untergeordnet, aber emsig von der Spitze her, müssen die Vereine das Beste daraus machen. Die Kickers sind dabei!

Beherzte Männer um Theo Schenk versorgen die A- und B-Jugendmannschaften sowie die Schüler, die Kleinode eines jeden sporttreibenden Vereins. Die Männer und Frauen scheinen sich gefestigt zu haben und sind auf dem Wege, sich zu profilieren, denn: Kickers-Handball war einmal in der Bundesrepublik Deutschland ein Markenartikel!