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Hier gibt es die neusten Nachrichten aus der Handballabteilung des OFC.

OFC will Abstieg nicht akzeptieren

„Kurzschlussentscheidung“ des hessischen Verbandes „vor Gericht nicht haltbar“.

Männer 1 - 19/20

Das abrupte Saisonende im hessischen Handball wegen der Corona-Krise hat Kickers Offenbach besonders hart getroffen. Der Aufsteiger war mitten in der Aufholjagd in der Landesliga der Männer, gewann vier seiner letzten fünf Spiele. Das Team von Trainer Christian Seliger hatte den Anschluss ans Tabellenmittelfeld hergestellt und im Saisonendspurt gleich drei schlagbare Gegner vor der Brust: HSG Bieberau-Modau II, die man in der Hinrunde mit zwölf Toren Unterschied bezwungen hatte, MSG Umstadt/Habitzheim II, die fünf Punkte weniger hat, und das abgeschlagene Schlusslicht HSG Fürth/Krumbach. „Platz sechs wäre realistisch möglich gewesen“, meint Seliger.

Stattdessen ist die Saison nun vorzeitig zu Ende und die Kickers müssten als Tabellenelfter – Stand heute – absteigen in die Bezirksoberliga. Denn der Hessische Handball-Verband hat als einziger der deutschen Landesverbände mit dem Abbruch des Spielbetriebes zugleich auch schon die Wertungsgrundlage für Auf- und Abstieg verkündet: die aktuelle Tabelle. Unabhängig davon, ob manche Mannschaften wegen ausstehender Nachholspiele noch ein, zwei Partien mehr zu absolvieren gehabt hätten als andere. Unabhängig davon, dass manche Teams ein ungleich leichteres Restprogramm gehabt hätten als andere. „Diese Kurzschlussentscheidung des Hessischen Handball-Verbandes ist alles andere als sportlich fair“, klagt OFC-Handballabteilungsleiter Manuel Dieter, „das wollen wir so nicht akzeptieren. Wir hoffen, dass diese Entscheidung noch einmal überdacht wird. Anderenfalls sind wir gerade dabei, herauszufinden, welche Möglichkeiten wir haben, dagegen vorzugehen.“

Trainer Seliger meint: „Vor ordentlichen Gerichten würde der HHV mit dieser Entscheidung wohl nicht durchkommen, weil vollkommen übereifrig entschieden wurde und nicht alle Möglichkeiten, von denen manche sportlich fairer wären, in Betracht gezogen wurden.“

Vorstellbar wäre zum Beispiel eine Annullierung der gesamten Saison, ein Aussetzen von Auf- und Abstieg, sodass die nächste Runde noch einmal in der derzeitigen Ligenbesetzung gespielt würde. Allerdings würde eine solche Entscheidung die Aufstiegsträume aller Tabellenführer zerplatzen lassen. „100 Prozent gerecht für alle wird keine Entscheidung sein“, sagt auch Seliger, dem mit seinem Team aber auch noch eine zweite Hoffnung bleibt: Sollte der TV Kirchzell doch noch den Klassenerhalt in der 3. Liga schaffen, sei es, weil die dort bislang nur unterbrochene Saison irgendwann doch noch fortgesetzt wird oder dass der für die 3. Liga zuständige Deutsche Handball-Bund sich für eine andere Abstiegsregelung als der hessische Verband entscheidet, würde sich das Abstiegsproblem der Kickers-Handballer in Luft auflösen.

Denn wenn kein Team aus der 3. Liga in die Oberliga Hessen absteigt, müssten nur zwei statt drei Oberligisten in die Landesliga runter, darunter dann nur einer statt zwei in die Südgruppe. Und aus der gäbe es dann nur drei statt vier Absteiger, der OFC dürfte drinbleiben. Mit einer Entscheidung des DHB über eine Fortsetzung des Spielbetriebs in der 3. Liga oder alternativ eine Wertungsgrundlage für Auf- und Abstieg rechnet Seliger allerdings frühestens für Ende April. Niemand weiß, wie lange die Sportwelt in der Corona-Krise noch stillsteht.

Aus der Hinrunde die richtigen Schlüsse gezogen

Nach einer schwierigen Hinrunde, die der Aufsteiger nach nur vier Siegen bei einem Unentschieden und acht Niederlagen auf dem vorletzten Tabellenplatz beendet hatte, sorgten die Kickers mit zuletzt 8:2 Punkten in Serie für Aufsehen, darunter zwei Siegen gegen den bis dahin jeweiligen Tabellenzweiten.

„Wir haben aus der Hinrunde die richtigen Schlüsse gezogen“, sagt Trainer Christian Seliger: „Wir haben unsere sehr offensive 3:3-Abwehr für uns optimaler eingesetzt, sodass uns nicht mehr zum Spielende hin die Kräfte ausgehen.“ Mit 669 Toren (33,5 pro Spiel) hat der Tabellenelfte die meisten der Liga erzielt. Mit 664 aber auch sehr viele Gegentreffer kassiert. Das sei eine Folge der ungleich höheren Schlagzahl seines Teams. „Kein Gegner hat gegen uns leicht Tore erzielt“, betont Seliger.

Einen weiteren Grund für den Aufschwung in der Rückrunde sieht er in der Weiterentwicklung jedes einzelnen Spielers. „Wir haben uns als Aufsteiger an die Landesliga gewöhnt und jeder hat auf sein Niveau ein, zwei Schritte draufgesetzt“, sagt er und freut sich vor allem auch über einen Leistungsanstieg in der Breite: „In der Hinrunde hatte ich eine Startformation, die sehr gut funktioniert hat, aber der Leistungsabfall zur Nummer neun, zehn, elf und zwölf im Kader war viel größer. Jetzt nähert sich Florian Küchler seiner Topform, Paul Markovic ist viel fitter und auch Philipp Kuhn hat sich toll entwickelt, sodass wir schwerer auszurechnen sind“, sagt Seliger, der eine Fortsetzung seiner Trainertätigkeit beim OFC auch für die nächste Saison unabhängig von der Klassenzugehörigkeit zugesagt hat, und ergänzte: „In der Hinrunde hat Florian Ritter fast ununterbrochen im Tor gespielt. Jetzt war er zwei Wochen im Urlaub und die Torleute Christopher Rieth und Sebastian Brehmer halten wie Bolle.“

KICKERS OFFENBACH 2019/20

Tor: Florian Ritter (18 Einsätze/1 Tor), Christopher Rieth (9/0), Sebastian Brehmer (13/0)

Rückraum links: Michael Ritter (20/100), Florian Küchler (16/49), Paul Markovic (18/12), Pascal Strohl (3/1)

Rückraum Mitte: Christian Weis (20/120), Fabian Sauer (20/67)

Rückraum rechts: Philipp Kuhn (13/10), Jan Beyer (3/3)

Linksaußen: Carl-Philipp Erk (19/172), Mario Markovic (2/0)

Rechtsaußen: Daniel Adolph (19/69), Julian Sinnß (16/6), Timo Krause (11/5), Sercan Aslam (2/1)

Kreis: Cornelius Göbel (20/31), Michael Weis (19/22), Hendrik Pröse (2/0)

Trainer: Christian Seliger – Torwarttrainer: Martin Kuhn

Quelle: Offenbach Post, Stefan Moritz