Aktuelles und Spielberichte
Hier gibt es die neusten Nachrichten aus der Handballabteilung des OFC.
Feinschliff in der Edith-Stein-Schule
U21-Nationalteam aus Uruguay genießt Gastfreundschaft

Ungewohnte Flagge in der Edith-Stein-Schule: Neun horizontale Streifen, die abwechselnd weiß und blau sind, im oberen linken Eck eine gelbe Sonne. Sichtlich voller Stolz platziert sich das U21-Nationalteam aus Uruguay mit den Nationalfarben in Offenbach, ehe es zum Spiel gegen die OFC-Handballer ging. Sicher eine mehr als ungewöhnliche Konstellation, die nicht minder freundschaftlich endet.
Die Vorgeschichte: Das Team um Trainer Gaston Lewi nimmt an der U21-WM in Polen (erstes Spiel: 18. Juni gegen den Gastgeber) teil. Da es keinen Direktflug aus Montevideo nach Warschau gibt, wählte man als Ziel Frankfurt – und suchte im Umfeld für den finalen Feinschliff eine Trainingshalle und einen passenden Gegner. Drei Anfragen formulierten die Uruguayer: eine bleibt unbeantwortet, eine wird abgelehnt, eine positiv beschieden. Von den OFC-Handballern.
Jetzt erwartet man, geprägt von der heimischen stärksten Liga der Welt, internationale Athleten mit gewissen Star-Allüren. Weit gefehlt. Nette Jungs, auf Amateur-Niveau, die mit viel Spaß und Stolz bei der Sache sind. Amateure? Richtig. Das WM-Abenteuer finanziert mitnichten der National-Verband. Die 18 jungen Handballer, davon 15 Studenten, greifen fürs WM-Abenteuer sogar in die eigene Tasche, würden sich in Offenbach in der ersten Nacht auch mit dem Gemeindezentrum St. Elisabeth zufriedengeben, genießen einen Training-Nachmittag in der Edith-Stein-Schule und die Einladung der Gastgeber zum gemeinsamen Pizzaessen. „Im Anschluss gab es noch zwei Runden Basketball oder Fußball, wobei man sich noch etwas persönlicher austauschen konnte“, so die Kickers-Spieler. Sport als gemeinsame und verbindende Sprache im besten Sinn.
Apropos Sprache: Co-Trainer Manuel Adler schreibt eifrig mit OFC-Vorstand Fabian Mottscheller, fügt aber entschuldigend per Whats-App hinzu: „Außerdem spreche ich kein Deutsch! Ich spreche Englisch, aber ich benutze ChatGPT, um besser mit Christian und dir zu kommunizieren, deshalb kann es manchmal zu Verzögerungen kommen. Bitte sag mir Bescheid, wenn ich mich auf Deutsch nicht klar ausdrücke.“ Und er unterstreicht den Amateur-Status: „Wir brauchen kein Fünf-Sterne-Hotel – nur ein paar Zimmer oder vielleicht eine Schule, irgendwo zum Schlafen und Duschen. Das Wesentliche eben.“
Einige Südamerikaner sprechen allerdings sehr gut deutsch – etwa der Spieler Santiago Castro, der für seinen Trainer dolmetscht. Das Duo zeigt sich angetan von Offenbach: von der Gastfreundschaft, vom Gegner, von der Sporthalle. Huppps. Deren Zustand und Ausstattung steht bei Offenbacher Vereinen immer wieder in der Kritik, offenbar ist ein Perspektivwechsel nötig: „Ihr habt hier eine Super-Halle!“ Das rückt doch einiges zurecht, die Stadtoberen dürfte es freuen.
Trainer Gaston Lewi ist mit dem finalen Test zufrieden. „Es hilft immer, gegen ganz neue Gegner zu spielen. Und ihr habt eine sehr gute Mannschaft.“ Die munteren 60 Minuten dienen dazu, den „Wettkampf-Rhythmus zu verbessern und Details für das WM-Debüt zu verfeinern“. Auffallend ist die Physis des Teams: flink, wuselig, ballsicher, auch ohne das gewohnte Harz. Ein Problem gegen europäische Top-Teams dürfte die fehlende Gewichtsklasse sein. „Wir laufen, spielen mit viel Herz“, hofft Santiago Lewi, dieses Manko ausgleichen zu können.
OFC-Coach Christian Seliger zeigt sich ebenfalls zufrieden: „Für uns war die Partie gegen die U21-Nationalmannschaft ein tolles Handballerlebnis, welches in Erinnerung bleiben wird. Beide Seiten konnten einige taktische Varianten ausprobieren. Für uns ein guter Vorbereitungsauftakt und für Uruguay sicherlich eine gute Trainingseinheit mit passender Belastung für höhere Aufgaben.“
Gegen leichtfüßige Uruguayer kommt es Mitte der ersten Halbzeit zu einem kleinen spielerischen Bruch, der zu einfachen Gegentoren führt. Aus einer Führung wird ein Vier-Tore Halbzeitrückstand, der bis zum Endstand von 26:30 Bestand hat. Danach durchmischen sich die Teams, tauschen Trikots und sicher auch die eine oder andere Handy-Nummer. Und wenn aus der uruguayischen Mannschaft einer mit rotem Trikot oder Shirt rumläuft, ist es ein Souvenir aus Offenbach und eine gute Erinnerung an die Kickers.
Quelle: Offenbach Post, Martin Kuhn